,, …und es hat doch was gebracht!“
FESTSCHRIFT
FÜR
KARL SCHMOTZ
INTERNATIONALE ARCHÄOLOGIE
Studia honoraria - Band 35
Begründet von
Claus Dobiat und Klaus Leidorf
Herausgegeben von
Claus Dobiat, Friederike Fless und Eva Strauch
,, …und es hat doch was gebracht!“
FESTSCHRIFT
FÜR
KARL SCHMOTZ ZUM 65. GEBURTSTAG
herausgegeben von
Ludwig Husty, Walter Irlinger und Joachim Pechtl
Verlag Marie Leidorf GmbH . Rahden/Westf.
2014
Inhalt
Ludwig Husty – Walter Irlinger – Joachim Pechtl
Vorwort der Herausgeber
11
Walter Irlinger – C. Sebastian Sommer
Vorwort
13
Christian Bernreiter
Würdigung zum Abschied des Kreisarchäologen Dr. Karl Schmotz
15
Jan Michálek – Marie Zápotocká
Böhmische Grüße
17
Bernd Päffgen
Dr. Karl Schmotz – eine Würdigung zum 65. Geburtstag
19
Florian Eibl
Schriftenverzeichnis Karl Schmotz
25
Michael Peters – Saskia Wunsch
Der Beginn des Neolithikums an der oberbayerischen Donau und
angrenzenden Gebieten im Spiegel der Pollenanalyse
37
Thomas Link
Doppelt hält besser – Zur Entwicklung und Verbreitung der Längswände
mit Doppelpfosten in der Bandkeramik
49
Joachim Pechtl
Zwischen Erdwerk und Rondell: Stichbandkeramische Funde aus Stephansposching,
Lkr. Deggendorf
61
Marie Zápotocká – Milan Zápotocký
Axtförmige Scherbenanhänger der böhmischen Stichbandkeramik
79
Florian Eibl – Sebastian Gruber – Ludwig Kreiner – Simon Trixl
An der Schwelle zur Kupferzeit: Ritualbefunde aus der Spätphase der mittelneolithischen Gruppe
Oberlauterbach von Eichendorf-„Baierlhof“ (Lkr. Dingoling-Landau)
91
Martin Nadler – Michael Schultz – Edith Oplesch – Jan Nováček
Die Michelsberger Hockerbestattung von Regensburg-Burgweinting –
Archäologie und Anthropologie
109
Florian Eibl – Gabriele Rasshofer
Eine Siedlung mit Grabenwerk der Altheimer Kultur und eine Sonderbestattung
der frühen Bronzezeit bei Schaidham, Gde. Stephansposching, Lkr. Deggendorf
145
Michael M. Rind
Das neolithische Hornsteinbergwerk in Abensberg-Arnhofen: eine Zwischenbilanz
163
Jörg Fassbinder
Magnetometerprospektion neolithischer Fundplätze in Niederbayern:
Ausgewählte Beispiele aus dem Landkreis Deggendorf
179
Wolfgang David
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewafnung der
Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern
187
Ondřej Chvojka
Ein frühbronzezeitlicher Beilhortfund von Třísov in Südböhmen
207
Ludwig Husty
Gezogen und verfüllt – Ein besonderes Keramikdepot aus einem frühbronzezeitlichen
Haus in Oberlindhart, Gem. Mallersdorf-Pfafenberg, Lkr. Straubing-Bogen
215
Joachim Zuber
Eine bronzezeitliche Keramikdeponierung aus Obertraubling, Lkr. Regensburg
227
Peter Höglinger
Ein urnenfelderzeitliches Schwertgrab aus Salzburg-Liefering
239
Luboš Jiráň
Die Nynicer Kultur nach dreißig Jahren
249
Franz Schopper
Ostbayerische 14C-Daten zur späten Urnenfelder- und frühen Eisenzeit.
Ein Beitrag zur Chronologiediskussion am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit
263
Klaus Gast
Die Ausgrabung von eisenzeitlichen Hügelgräbern bei Marnbach (Weilheim i. OB)
im Jahre 1884
275
Miloslav Chytráček
Etruskische Bronzebecken aus Hořín in Mittelböhmen
289
Peter Trebsche
Zufall oder Absicht: Funde aus Pfostengruben
297
Jan Michálek
Ein neuer latènezeitlicher Hortfund mit Eisengeräten aus Vlastec –
Temešvár (Kreis Písek) im Bezirk Südböhmen
309
Walter Irlinger
Ein endlatènezeitlicher Siedlungsbefund aus Schambach, Gemeinde Straßkirchen,
Landkreis Straubing-Bogen
315
Eva Bayer-Niemeier
Eine neue Bronzestatuette aus Künzing
331
Thomas Fischer
Bemerkungen zu römischem Pionierwerkzeug aus Künzing (Lkr. Deggendorf )
335
Silvia Codreanu-Windauer – Kerstin Pasda
Römische Befunde und ein frühmittelalterliches Grubenhaus in Irl, Stadt Regensburg
341
Stephan Möslein
Bemerkungen zu den frühmittelalterlichen Gräbern mit Eberzahn-Paaren in Ostbayern
375
Andreas Boos
Die „Bürg“ oder „Römerschanze“ bei Irnsing
387
Pavel Šebesta
Genese der ältesten Kirchen in Eger (Cheb)
409
Mathias Hensch
Sankt Johans Freidhof in Nabburg – Gewöhnliche und ungewöhnliche Einblicke
in die spätmittelalterliche Begräbniskultur Ostbayerns
423
František Kubů – Petr Zavřel
Zum Abschluss der Erforschung des Goldenen Steiges in Deutschland
441
Hermann Lickleder
Die Puchberger und das Prämonstratenserstift Osterhofen
447
Ruth Sandner
„Fest verwachsen mit der bayerischen Heimaterde haben sie dem Zahne der Zeit
und den über sie dahinbrausenden Stürmen getrotzt“ Archäologische Ausgrabungen
in der Bayerischen Landesfestung
453
Johannes Molitor
Gunther von Niederaltaich in drei Vitensammlungen des 17. Jahrhunderts
Rader – Mezger – Ranbeck
467
Martin Schaich
Mit luft- und bodengestützten digitalen Fotoserien zum hochwertigen
archäologischen 3D-Modell
485
Autorenverzeichnis
497
L. Husty/W. Irlinger/J. Pechtl (Hrsg.), „…und es hat doch was gebracht!“ Festschrift für Karl Schmotz zum 65. Geburtstag. Internationale Archäologie – Studia
honoraria 35 (Rahden/Westf. 2014) 187–206.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf –
Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
Wolfgang David
Bevor Karl Schmotz im Frühjahr 1981, zeitlich parallel
zum Abschluss seines im Sommersemester 1975 aufgenommenen Studiums, seine beruliche Tätigkeit im
niederbayerischen Deggendorf aufnahm, hatte sich der
1949 in Weilheim geborene bereits seit 1975 in ersten
Veröfentlichungen archäologischen hemen seiner
oberbayerischen Heimat gewidmet (siehe Schriftenverzeichnis). Publiziert in „Lech-Isar-Land“ und den Weilheimer Heimatblättern dürften diese eine eher regionale
Verbreitung erfahren haben. Diesen geographischen
Rahmen verließ er erstmal, als er 1977 der internationalen Fachwelt im Archäologischen Korrespondenzblatt
„Ein bemerkenswertes Grabinventar der Frühbronzezeit aus Raisting in Oberbayern“ vorlegte. Insbesondere aus Sicht des heutigen Forschungsstandes 37
Jahre später mag beeindrucken, mit welch Sorgfalt und
souveränem Fachwissen der Archäologiestudent Karl
Schmotz, der sich damals erst im vierten Fachsemester
befand, das im Oktober 1965 erst nach Abschluss der
Rettungsgrabungen in dem vom Kiesabbau bedrohten
Gräberfeld von Raisting-Langpommer-Äcker geborgene
Grabinventar publizierte (Abb. 2,22–25). Auf das heute
grundlegende Standardwerk „Die frühbronzezeitlichen
Gräber Südbayerns“ von Walter Ruckdeschel konnte er
damals noch nicht in bequemer Weise zurückgreifen,
da dieses erst 1978 erschien.
Bis auf inhaltsreiche kürzere Beiträge Rudolf Albert
Maiers und das von Karl Schmotz publizierte Grabinventar ist die noch immer größte Frühbronzezeitnekropole
Oberbayerns in den nun bald 50 Jahren seit Abschluss der
Ausgrabungen unpubliziert geblieben. Die Forschung ist
auf die Informationen angewiesen, die Ruckdeschel auf
Basis der Vorveröfentlichungen in seinem akribischen
Werk zusammengestellt hat. Die Veröfentlichung von
Grab 45 durch Karl Schmotz fand dort jedoch keine
Berücksichtigung mehr, da sich Ruckdeschels Arbeit
wahrscheinlich bereits im Druck befand1.
Das Grabinventar von Raisting war nur das erste in
einer ganzen Reihe archäologischer Befunde und Funde
von weit über Südbayern hinausgreifender Bedeutung,
deren Erforschung und Publikation Karl Schmotz zu
verdanken sind. Im Hinblick auf ihre große Bedeutung
für die Archäologie der Früh- und Mittelbronzezeit
seien hier der frühbronzezeitliche Depotfund von Altenufer, Markt Hengersberg, Lkr. Deggendorf2 und die
vollständig ausgegrabene mittelbronzezeitliche Hügelgräbernekropole von Fischerdorf, Stadt Deggendorf,
genannt. Im Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf, der
2013 infolge des Donau-Hochwassers europaweit in
die Medien gelangte, fand 1982–1986 unter der Leitung von Karl Schmotz die erste Ausgrabung eines mit
Hilfe der Luftbildprospektion entdeckten, obertägig
nicht mehr sichtbaren verschleiften Hügelgräberfeldes
in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Altsiedellandschaft Niederbayerns statt (Schmotz 1982; 1983;
1984a; 1984b; 1984c; 1984d; 1985; 1986a; 1986b;
1986c; 1987; 1988).
Wer Karl Schmotz und sein Schrifttum ein wenig
kennt, der weiß, welch großes Anliegen es ihm angesichts des ständig wachsenden Quellenbestandes ist, in
regelmäßigen Abständen das Wissen in Überblicken
zusammenzufassen. In den Publikationen der jährliche
stattindenden Niederbayerischen Archäologentage und
der Trefen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft
Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich gibt
es dafür zahlreiche Beispiele aus seiner Feder oder der
von Fachkollegen. Die mit Karl Schmotz für immer verbundenen Funde von Raisting und Fischerdorf gaben –
zusätzlich angeregt durch die Studie von Bernhard
Sicherl zur mittelbronzezeitlichen Bewafnung in den
östlich an Bayern anschließenden Regionen nördlich
der Donau – Anlass für den nachfolgenden keineswegs
auf Vollständigkeit abzielenden Überblick zur früh- und
mittelbronzezeitlichen Bewafnung in Bayern3.
1 Maier 1972; Ruckdeschel 1978, 61–67 Kat.-Nr. 73. – Jedoch
fehlt auch in der 1985 vorgelegten Publikation des frühbronzezeitlichen Gräberfeldes von Mintraching durch Walter Ruckdeschel jeder Hinweis auf das am 25.10.1965 geborgene Grab
45 von Raisting und dessen damals bereits acht Jahre zurückliegende Veröfentlichung durch Karl Schmotz. Ruckdeschel ging
weiterhin von 44 Bestattungen für Raisting aus und das Inventar
von Grab 45 fand bei der detaillierten Analyse der Dolchklingen
und Knochenringe keinerlei Erwähnung; Ruckdeschel 1985,
154 Anm. 11; 165–166; 174–175.
2 Schmotz 1984a; David 2008, 198 mit Anm. 5; 199 Abb. 1; 201–
202. – Karl Schmotz trug zum überregionalen Bekanntwerden
dieses Fundes auch durch den Druck einer Farbpostkarte bei.
3 Einen Überblick zur bronzezeitlichen Bewafnung und Kampfesweise unter Berücksichtung bildlicher Darstellungen aus dem
Mittelmeerraum und aus Skandinavien gibt Jockenhövel 2006.
Siehe ferner zusammenfassend z. B. Harding 2007 oder auch
Carman/Harding 1999. – Die derzeit wichtigste Studie zur
bronzezeitlichen Bewafnung Mitteleuropas stammt von Bernhard Sicherl, der sich in seiner Münsteraner Dissertation dem
188
Wolfgang David
Abb. 1: Alburg, Hochwegfeld, Stadt Straubing, Niederbayern.
1 Tasse und Armbänder aus Urnengrab (Bz C2) und Pfeilspitzen
aus Körpergrab desselben Grabhügels. — 2–4 Pfeilspitzen aus Silex
und Bronze aus Körpergrab (nach Möslein/Prammer 2003, 23
Abb. 19; 25 Taf. 1,3).
Aus der Früh- und Mittelbronzezeit Bayerns sind
an Wafen Dolche, Schwerter, Beile, Meißel, Äxte,
Lanzen-, Speer- und Pfeilspitzen überliefert. Während Dolche, Beile sowie steinerne und knöcherne
Pfeilspitzen während der gesamten Früh- und Mittelbronzezeit auftreten, sind in Bayern Bronzelanzenspitzen erstmals in der späten Frühbronzezeit (Bz A2b),
Streitäxte, Bronzepfeilspitzen und Kurzschwerter ab
der späten Früh- (Bz B-älter) und der frühen Mittelbronzezeit (Bz B-jünger) nachgewiesen. Sogenannte
Streitmeißel, also beilartig geschäftete Meißel, bleiben
weitestgehend auf die späte Frühbronzezeit beschränkt
Bayern östlich anschließenden Raum Böhmens, Mährens, Nordniederösterreichs und der Südwestslowakei widmete. Angesichts
des geographisch klar deinierten Untersuchungsgebietes und
der Fülle des von Sicherl sorgfältig analysierten Quellenmaterials ist es einerseits mehr als verständlich, andererseits jedoch aus
bayerischer Perspektive gerade im Hinblick auf die methodisch
umsichtige Arbeitsweise Sicherls durchaus zu bedauern, dass die
mit Böhmen kulturell auf engste verwobenen Funde der oberpfälzisch-niederbayerischen Hügelgräberkultur keine gleichwertige Aufnahme in diese überaus kenntnisreiche und anregende
Analyse inden konnten. – Zu den Gemeinsamkeiten in der
„kulturgeographischen Orientierung“ Bayerns und Böhmens in
Früh- und Mittelbronzezeit zusammenfassend David 2002b.
(Bz A2b–B-älter)4. Bronzeschwerter treten erstmals seit
etwa dem 17./16. Jahrhundert v. Chr. auf (Bz B-älter)5.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhren dabei seit jeher
die Schwerter mit ganz aus Bronze gegossenen, in der
Regel reich verzierten Grifen (Vollgrifschwerter).
Dabei scheint eine gewisse Fokussierung auf Schwerter, die mit einer mehr oder weniger bewussten Übertragung der Bedeutung dieser Wafenform in jüngeren
Zeiten auf die ältesten Vertreter der Schwerter nördlich der Alpen einhergeht, mitunter den Blick auf die
Wichtigkeit des Beiles und der in Bayern nur selten
nachgewiesenen Axt als wirkungsvoller und wohl bis
ins 15. vorchristlichen Jahrhunderts vorherrschender
Wafe zu verstellen.
Kaum Beachtung haben in der Forschung bislang
Geweihhacken oder -hämmer wie die aus Waibling
erfahren, die sich ebenfalls als Wafen eignen (Ruckdeschel 1978, II, 81–82 [K 91], Taf. 27,1–3). Im ostslowakischen Nižná Myš’la, Kr. Košice, fand sich eine
vergleichbare Geweihhacke in Grab 363 vor dem Oberkörper einer männlichen Bestattung aus der klassischen
Phase der Füzesabony-Otomani-Kultur (Bz A2b-c)6. In
Bayern sind derartige Hacken oder Äxte bislang noch
nicht aus bronzezeitlichen Gräbern bekannt geworden.
Aus Baldingen, Stadt Nördlingen, Lkr. Donau-Ries,
liegt aus wohl älterfrühbronzezeitlichem Zusammenhang (Bz A1a) einer Nachbestattung in Kollektivgrab
1193 eine Schaftlochaxt aus Amphibolit vor, „die eingebettet zwischen Rippenknochen im Bereich der linken
Schulter lag“ (Peter-Patzelt 2011, 39 Abb. 55–56;
40). Steinerne Schaftlochäxte in Gräbern der entwickelten Frühbronzezeit (Bz A1b–A2a) sind beispielsweise in Mitteldeutschland (Helmsdorf, Österkörner
oder Leubingen), in Niederösterreich (Unterwölbling
Gr. 25; Franzhausen I, Gr. 107, 782, 840) und in der
Südwestslowakei (Vel’ký Grob, Gr. 19) belegt7.
4 Zur chronologischen Gliederung der süddeutsch-mitteldonauländischen Bronzezeitstufe B im Sinne von B-älter und B-jünger
siehe David 1998a, 305–332; 367 f. Abb. 14–15 (Chronologietabellen); David 1998b, 121–122. Beilage 1; David 2002a,
230–234; 260–265; 366 f. Abb. 5.8–9 (Chronologietabelle);
910–911 Beilage 1; David 2006a, 100–103 mit Abb. 2 (Chronologietabelle); David 2008; 226–227. Abb. 20–21 (Typentafeln); David-Elbiali/David 2009, Taf. 1; 5–8; 11 (Typentafeln
und Chronologietabellen). – Zu dem Vorschlag, aufgrund der
bekannten Probleme bei der chronologischen Diferenzierung vieler Typen innerhalb der entwickelten Frühbronzezeit
(Bz A1b–Bz A2a) die Bezeichnungen Bz A1b und Bz A2a auch
zugunsten einer stärkeren Berücksichtigung der überregionalen
kulturhistorischen Periodisierung durch „Bz A2a-älter“ und
„Bz A2a-jünger“ zu ersetzen David-Elbiali/David 2009, 318–
324; 333 Abb.11.
5 Zur früh- und mittelbronzezeitlichen Dolch- und Schwertentwicklung in Mitteleuropa und speziell in Bayern noch immer
grundlegend Hachmann 1957, 81–146. – Für Bayern siehe
ferner Schauer 1971; Quillfeldt 1995; Abels 1997, 54 Abb. 30;
Abels 2003, 41 Abb. 30; 42; David 2002a; Vogt 2004.
6 David 2002a, 39; 490 [SK 72]; Taf. 249,3; 911 Beilage 1; zur
zeitlichen Parallelisierung mit bayerischen Funden siehe auch
David 1998b, 118–120; Beilage 1.
7 David 2002, Taf. 278,10.13; 281,8; AA 32, 1962, 53 Abb. 19,2;
Neugebauer/Neugebauer, 1997; Taf. 448, Verf. 107,5; 569,
Verf. 782,3; 577,5; Chropovský 1960, Taf. 11,19.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
189
Abb. 2: Gräber mit Dolchen und Silexpfeilspitzen der frühen und älteren Frühbronzezeit (Bz A1a und A1b): 1–4 NähermemmingenFeldwiesäcker Gr. 22, Lkr. Donau-Ries, Schwaben. — 5–7 Ortlingen, Lkr. Wertingen, Schwaben. — 8–11 Straubing-Ziegelei Jungmeier Gr. 8, Landshuter Straße, Niederbayern. — 12–1. Geisling Gr. 7, Gde. Pfatter, Lkr. Regensburg, Oberpfalz. — 14–15 SendlingImplerplatz 2/Valleyplatz, Stadt München, Oberbayern. — 16–18 Langenpreising–Steingrub Gr. 1, Lkr. Erding, Oberbayern. — 19–21 Mintraching-An der Pfatter Gr. 1/1, Lkr. Regensburg, Oberpfalz. — 22–25 Raisting-Langpommer-Äcker Gr. 45, Lkr. Weilheim, Oberbayern
(nach Ruckdeschel 1978, Taf. 1,3–5; 43, 22–25; 44,7–9; Hundt 1958, Taf. 7,23–26; Hoppe/Schröter 1995, Abb. 31,12–13; Koschik 1981,
Taf. 61,6–7; Ruckdeschel 1985, 133 Abb. 3 D; Schmotz 1977, 33 Abb. 2).
Bislang nicht abzuschätzen ist die mögliche Bedeutung von komplett aus Holz bestehenden Lanzen,
Speeren, Pfeilen und Keulen8. Die fehlende Erhaltung
8 Sicherl 2004, 192 billigt ihnen nur geringere Bedeutung zu.
hölzerner Stiele und Schäfte macht nicht nur grundsätzliche Schwierigkeiten im Hinblick auf die Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens und der funktionalen Ansprache von Beil-, Axt-, Meißel-, Dolchund Kurzschwertklingen sowie von Lanzen- und Speerspitzen, sondern auch bei der Beurteilung der Frage, ob
funktionstüchtige Beile, Dolche, Lanzen oder Pfeile in
190
Wolfgang David
Abb. 3: Männergräber der entwickelten Frühbronzezeit (Bz A2a) aus dem südlichen Landkreis Regensburg: Mintraching-An der Pfatter:
1–4 Gr. 8. — 5–8 Gr. 50. — 17–18 Gr. 40. — 9–14 Alteglofsheim Gr. 13/1970. — 15–16 Mötzing Gr. 20 (nach Ruckdeschel 1985, 139
Abb. 7 A; 146 Abb. 11,2; 147 Abb. 12 C; Rieckhof 1990, 61–62 Abb. 28–29).
den Grab- oder Depotfund gelangt waren oder lediglich deren Spitzen oder Klingen.
Überlegungen zu Bewafnung und Kampfesweise
im bronzezeitlichen Bayern fußen wegen des Fehlens
jeglicher schriftlicher und bildlicher Überlieferung
ausschließlich auf Wafenfunden, also darauf, was in
Gräber gelangte oder als Bestandteil von Depotfunden
geopfert, versteckt oder aus anderen Gründen niedergelegt, vergraben oder versenkt wurde. Dabei bedeutet
das Fehlen von Wafen in Gräbern oder Depotfunden
jedoch keineswegs, dass es Wafen in der betrefenden
Zeit oder Region nicht gab – dort etwa Frieden und
Gewaltlosigkeit herrschten –, sondern zunächst nur,
dass in besagten Zeiten oder Regionen die Grabbeigabe
oder Deponierung von Wafen nicht üblich war. So ist
die Bronzezeit Bayerns durch einen zeitlich abgestuften Wandel bei den Bestattungs-, Beigaben und Deponierungssitten gekennzeichnet9. Einen gewissen Ausgleich zu den Verzerrungen des von speziischen Sitten
geprägten Bildes könnten die Funde von Gussformen
9 David 1998b, 108–110; 122–123; David 1998c, 256–260;
David 2002b, 86–88; David 2006a; David 2008, 224; 228.
oder Wafen bzw. Wafenfragmenten aus Siedlungen,
womit hier ausdrücklich nicht intentionale Deponierungen in Siedlungen gemeint sind, bewirken. Hier
erlauben jedoch Quellenlage und Forschungsstand
derzeit noch keine belastbare Beurteilung.
Abgesehen davon, dass es sich zumindest bei
manchen der Wafen um Prunk- und Zeremonialwafen oder auch – gerade bei Pfeilspitzen oder Speeren
– um Jagd- oder Wettkampfwafen und nicht um die
tatsächlich im Kampf geführten handeln kann, ist es
grundsätzlich problematisch, vom Befund der Gräber
direkt auf speziische Bewafnungen oder gar Kampfesweisen schließen zu wollen. Denn die als Ausstattung
ins Grab gelangten Wafen können keineswegs von
vornherein als identisch mit dem gesamten Wafenbesitz der Bestatteten oder als direktes Spiegelbild ihrer
Bewafnung im Leben angesehen werden.
Dienten sie als ein Prestigeobjekt im Grabbrauch
einer privilegierten Gruppe, als Repräsentationsmittel
einer politischen und militärischen Elite, dann braucht
die ins Grab gelangte Wafe nicht die Realität wiederzuspiegeln, sondern vielmehr den Anspruch auf eine
bestimmte Grabausstattung, die dann möglicherweise
nicht aus den tatsächlich im Kampf geführten, sondern
aus allen verfügbaren Wafenarten besteht. Aber auch
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
Abb. 4: Männergräber der späten Frühbronzezeit aus Ostbayern:
1–3 Mintraching-An der Pfatter Gr. 2, Lkr. Regensburg (Bz A2b). —
4–7 Malching-Ganzel-Büchel, Lkr. Passau, Niederbayern (Bz A2bc). — 8 Darshofen, Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz, aus Grabhügel
(Bz A2c oder Bz-B-älter) (nach Ruckdeschel 1985, 133 Abb. 3 A;
Pätzold/Uenze 1963, Taf. 20; Torbrügge 1959, Taf. 35,1).
das genaue Gegenteil erscheint möglich, wenn sich
eine höher stehende soziale Gruppe von der Gruppe
der Krieger absetzen möchte. Das Vorkommen von
Wafen in Gräbern belegt nicht allein ihre materielle
Verfügbarkeit, sondern eine spezielle durch Regeln
des Grabbrauchs bestimmte Verwendung als Beigabe
(Kilian 1995, 39–40).
Gräber gelten allgemein als ein durch das Totenritual
geilterter Spiegel bestimmter gesellschaftlicher und
religiöser Verhältnisse. Eine eindeutige Interpretation
ihrer Ausstattung bleibt jedoch in der Regel schwierig
oder ist gar unmöglich. Durchaus häuiger als unterschiedlicher Besitz oder persönlicher Wohlstand dürften für uns kaum erschließbare religiöse, rechtliche
oder auf Erbsitten bezogene Gründe, die ihrerseits wiederum durch Alter, Familienstand oder Todesumstände
des Bestatteten beeinlusst sein könnten, die jeweilige Grabausstattung bedingt haben. So kann außer
familiären Bindungen die Zugehörigkeit zu bestimmten Altersgruppen und anderen keineswegs nur auf
Besitz bezogenen sozialen Gruppen ausschlaggebend
gewesen sein. Gerade bei ranganzeigenden Insignien
oder Gegenständen mit Zeremonialcharakter – dazu
können gerade auch manche der frühen Wafen aus
Metall zählen – erscheint es denkbar, dass sie zusammen
mit der Amtswürde des Verstorbenen an dessen Nachfolger weitergegeben oder aber separat – etwa an einem
191
„heiligen Ort“ – symbolisch „bestattet“ wurden und
nicht zusammen mit dem Toten ins Grab gelangten.
Und neben Wafen, die zur persönlichen Ausrüstung
des Bestatteten gehörten oder zu dessen Darstellung
als Krieger dienten, könnte es sich auch um Beigaben
im eigentlichen Sinne des Wortes handeln, wie z. B.
Abschiedsgeschenke, Beutestücke oder andere eventuell ererbte und im Besitz des Verstorbenen beindliche Wafen.
Ferner erscheint es unwahrscheinlich, dass einst alle
Bestandteile der persönlichen Wafenausrüstung oder
gar der gesamte Besitz an Wafen zusammen mit dem
Toten ins Grab gelangte. Außerdem muß mit gezielter
Entnahme aus dem Grab im Rahmen eines mehrstuigen Totenrituals oder im Rahmen von „Grabraub“
gerechnet werden, wie viele Grabungsbefunde nahelegen. So erscheint gerade im Falle von Wafen mit
hohem Status- oder Symbolcharakter nicht nur eine
direkte Weitergabe an Erben oder Nachfolger oder
eine symbolische „Bestattung“ an anderem Ort als dem
Grab denkbar, sondern es ist durchaus damit zu rechnen, dass nach einer gewissen „Ruhefrist“ Wafen mit
„besonderer Geschichte“, Symbolkraft oder insignienhafter Funktion gezielt dem Grab wieder entnommen
wurden.
Um sich nun konkreten Beispielen zuzuwenden,
so sind einzeln ins Grab gelegte Pfeilspitzen – wie
in Nähermemmingen oder Ortlingen (Abb.2,4.7)
– wohl kaum ausschließlich funktional zu verstehen,
denn eine einzelne Spitze reichte weder für einen
sinnvollen Einsatz im Kampf noch bei der Jagd aus,
wo mindestens drei Pfeile notwendig sind; sie spricht
auch nicht unbedingt für die Beigabe eines nicht mehr
erhaltenen Köchers aus organischen Materialien, da ein
solcher erst ab einer Zahl von fünf bis sechs Pfeilen
erforderlich ist10. Der Tote war im Grab keineswegs als
wirklicher Krieger oder Jäger abgebildet. Zu beachten
ist auch die Fundlage von Pfeilspitzen, denn Projektile, die wie die Pfeilspitze in Hügel 1 von Hagenau
unter einem Rückenwirbel entdeckt wurden, könnten
auf die Todesursache des Bestatteten hindeuten, zumal
urgeschichtliche Pfeilschüsse in den Rücken gar nicht
so selten auch anthropologisch nachgewiesen wurden
(Abb. 9,4)11.
Neben der Deutung einzelner Pfeilspitzen als pars pro
toto-Beigabe für Pfeil und Bogen, erfüllte die Beigabe
von Pfeilspitzen auch eine symbolische oder apotropäische Funktion12. Dies könnte beispielsweise für die
Kollektion dreier Pfeilspitzen jeweils unterschiedlicher
Form aus Bronze und Silex gelten, die zusammen mit
dem Fragment eines Anhängers bei einer weitgehend
ungestörten mittelbronzezeitlichen Körperbestattung
10 Sicherl 2004, 171; 173; 211. — Die Verwendung von Pfeil und
Bogen als Wettkampfwafe wie im Vorderen Orient und Ägypten (Kilian 1995, 38 Anm. 25) erscheint für Bayern unwahrscheinlich.
11 Torbrügge 1959, 196. — Beispiele für Verletzungsspuren bei
Jockenhövel 2006, 110–114.
12 Sicherl 2004, 173–176 mit weiterführender Literatur; 222.
192
Wolfgang David
Abb. 5: Stabdolchklingen der entwickelten Frühbronzezeit (Bz A2a): 1 Brünnthal, Gde. Saaldorf-Surheim, Lkr. Berchtesgadener Land,
Oberbayern. — 2 Aham-Röthenbach, Gde. Eiseling, Lkr. Rosenheim, Oberbayern. — 3 Stücht, Gde. Heiligenstadt in Oberfranken, Lkr.
Bamberg. — 4 Fundort unbekannt, Römisch-Germanisches Museum Köln. — 5 Ried im Oberinntal, VB Landeck, Nordtirol (nach Behrens 1916, Taf. 4,12; Stefan 1976, 361 Abb. 1; Abels 1985, 48 Abb. 19: Meier-Arendt 1969, 54 Abb. 1; Sölder 2002, 35 Abb. 16).
(Bz C2) entdeckt wurde, die zusammen mit einer weiblichen Urnenbestattung innerhalb eines Kreisgrabens –
der Umfassung eines nicht mehr erhaltenen Grabhügels –auf dem Hochwegfeld in Straubing-Alburg
freigelegt wurde (Abb. 1)13. Pfeilspitzen verschiedener
Typen und Materialien fanden sich beispielsweise auch
in zwei Grabhügeln von Mantlach, Lkr. Parsberg,
nämlich bronzene Tüllen- und Blattpfeilspitzen unterschiedlicher Varianten und eine Knochenpfeilspitze14.
Kehrt man zur älteren Frühbronzezeit (Bz A 1)
Südbayerns zurück, so steht Gräbern mit nur jeweils
einer einzigen steinernen Pfeilspitze (Nähermemmingen Gr. 22, Gr 24, Lauingen Gr. 26, Ortlingen)
Grab 8 aus Straubing-Ziegelei Jungmeier mit sieben
gestielten Silexpfeilspitzen gegenüber (Abb. 2,1–11).
Aus Gräbern der entwickelten und späten Frühbron-
13 Möslein/Prammer 2003, 22; 23 Abb. 19; 25 Taf. 1,3.
14 Torbrügge 1959, 167 Nr. 194 B; Taf. 43,46.47.49.50–52.59. —
Andererseits darf hier durchaus auf die allerdings mehr als zwei
Jahrtausende jüngeren Befunde früh- und hochmittelalterlichen
Felsgräbern im mongolischen Altai verwiesen werden, die bei
besten Erhaltungsbedingungen Pfeile mit ganz unterschiedlichen
Typen von Spitzen in ein und dem selben Köcher enthielten;
Bemmann 2012, 246–248 Kat. I.8; 271 Kat. II.3; 334 Abb. 12;
274–275 Kat. II.4–5.
zezeit sind bislang keine Pfeilspitzen belegt, was jedoch
vor dem Hintergrund der insgesamt nur wenigen
Kriegergräbern dieser Zeitstellung zu sehen ist. Pfeilspitzen aus Stein, die in Teilen des bronzezeitlichen
Europas (Bretagne, Ägäis, Kaukasus) Personen privilegierten Ranges ins Grab mitgegeben wurden (Kilian
1995), sind grundsätzlich bis in die Stufe Bz C nachgewiesen (Sicherl 2004, 169).
Bronzene Pfeilspitzen sind in Bayern ab der Spätphase der Frühbronzezeit (Bz B-älter) belegt. Zu
nennen sind hier der Depotfund von Bühl im Ries
(Bz B-älter) und das den Inhalt der Phase Bz B-jünger in Südbayern maßgeblich deinierende Körpergrab 1 aus Hügel 10 von Lochham mit drei Spitzen
unterschiedlicher Typen (Abb. 7,9–11)15. In hügelgräberbronzezeitlichen Bestattungen sind Pfeilspitzen
immer wieder anzutrefen, wobei – wie die bereits
genannten Beispiele zeigen – eine weitergehende spezielle und möglichst überregionale, vor allem aber
diachrone Analyse von Pfeilspitzenfunden vielversprechend erscheint. Was Pfeil und Bogen als Bestandteil
der Bewafnung bzw. als Ausrüstungsgegenstand, der
15 Rittershofer 1984, 228–231; 210 Abb. 9,5; 408 Abb. 36,2; 358
Nr. 31; Koschik 1981, 168–169; Taf. 34,8–10.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
193
Abb. 6: 1 Hammel an der Schmutter, Stadt Neusäss, Lkr. Augsburg, Schwaben. — 2 Ergolding-Mattarelloalle, Lkr. Landshut, Niederbayern. — 3 Donau zwischen Wiesent und Wörth, Lkr. Regensburg. — 4 Zell, Stadt Neuburg an der Donau, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen. — 5 Fraham, Gde. Aschau am Inn, Kr. Mühldorf, Oberbayern. — 6 La Rouvière, Gde. Chusclan, Dép. Gard, Reg. LanguedocRoussillon, Südfrankreich. —7 Branson, Gem. Fully, Bez. Martigny, Kt. Wallis, Westschweiz. — 8 Perjen, VB Landeck, Nordtirol. —
9 Maiersdorf, VB Wiener Neustadt, Niederösterreich. — 10 Jablje (Habach), Loka pri Mengšu, Slowenien. — 11 Rosenfelde/Rożnowo,
Gem. Banie, pow. Gryino (ehem. Kr. Greifenhagen), Pommern (nach Schwenzer 2004, Taf. 8,21; 10,27; 12,34; 15,44; 70,235; 71,237;
Vital et al. 2014, 88 Abb. 7; David-Elbiali 2000, 67 Abb. 7,2; Turk 2007, 220 Abb. 9; Kersten 1958, Taf. 60,607a).
194
Wolfgang David
auch der Jagd dienen kann, angeht, so dürfte Bernhard Sicherl zu folgen sein, dass Pfeil und Bogen als
Fernwafe praktisch immer vorauszusetzen sind, auch
wenn sie nicht zusammen mit anderen Wafen ins
Grab gelangten. Oder allgemeiner ausgedrückt, so
wie eingangs erwähnt, das Fehlen von Pfeilspitzen aus
Stein oder Metall in Gräbern nicht gegen eine Verwendung der Bogenwafe spricht. Denn wenn man
nicht unterschiedlich bewafnete Truppenkörper, die
sich gegenseitig im Kampfe ergänzen – was aber entsprechende hohe Ansprüche an den taktischen Einsatz
der Kämpfer stellt –, voraussetzen möchte, so ist der
Bogen „… praktisch unverzichtbar. Denn ein nur mit
Nahkampfwafen ausgerüsteter Krieger käme gar nicht
zum Kampf, wenn sein Gegner eine Fernwafe besitzt“
(Sicherl 2004, 212).
Dolche oder vielmehr die Dolchklingen mit heute
nicht mehr erhaltenem Grif aus vergänglichem
Material sind während der gesamten Früh- und Mittelbronzezeit Bayerns als Grabbeigabe belegt16. Darüber
hinaus gelangten sie in der entwickelten und späten
Frühbronzezeit (Bz A2a–Bz B) vereinzelt auch in
Depots (z. B. Unterschöllnach, Stephansposching,
Ittelsburg, Bühl im Ries), wo sie gegenüber Beilklingen
zahlenmäßig deutlich zurücktreten. Hinzu kommen in
der entwickelten und ofenbar auch noch zu Beginn
der späten Frühbronzezeit Dolche mit ganz aus Metall
bestehendem Grif, die sogenannten Vollgrifdolche,
und die außergewöhnlichen, ehemals quergeschäfteten
Stabdolchklingen (Abb. 5,1–3; 6,1–5). Diese stammen
niemals aus Gräbern und sind mit Ausnahme von den
Klingen im Depot von Unterschöllnach durchweg
Einzelfunde, wobei es sich in der Regel um Einzeldeponierungen handeln dürfte. Reste von zweischaligen
Dolchscheiden aus Holz blieben in mittelbronzezeitlichen Grabhügeln in Oberegling-Hagelwiesen,
Niederlauterbach-Geeichet und Daßwang erhalten17.
Abgesehen von den oben erwähnten Steinpfeilspitzen stellen Dolchklingen während der älteren Frühbronzezeit (Bz A1) den einzigen als Wafe einsetzbaren
Gegenstandstyp in Männergräbern dar. Dies entspricht
den Verhältnissen der vorausgehenden Glockenbecherzeit, in deren Tradition auch die Beigabe einer
Daumenschutzplatte in Grab 22 von Nähermemmingen steht (Abb. 2,3)18. Aufgrund ihrer geringen Länge
stellten Dolche der älteren Frühbronzezeit wie der aus
Nähermemmingen kaum eine wirksame Wafe dar.
Noch mehr gilt dies für Klingen wie diejenige aus
Straubing-Ziegelei Ortler Gr. 14 mit nicht einmal 4 cm
Länge (Hundt 1958a, 27; Taf. 13,34).
Auch wenn Dolche in der späten Frühbronzezeit
durchaus an Funktionstüchtigkeit gewinnen und sich
16 Hachmann 1957, 119–120; Taf. 47–52; Rittershofer 1984,
208–214; zur Dolchentwicklung in Oberfranken Abels 1997,
54 Abb. 30.
17 Koschik 1981, 222–223 Nr. 7; Taf. 115,15; Wels-Weyrauch
1989, 137 Nr. 4; 141 Abb. 6; Zuber 2002, 73; 78 Abb. 4.
18 Ruckdeschel 1978, 217; 220 Abb. 11; II, 168–169; Taf. 43,22–
25.
natürlich auch kürzeste Dolche für pfeilschnelle, überraschende Attacken –beispielsweise auf die Halsschlagader – eignen, besitzen sie eine nur geringe Reichweite. Holzkeulen oder Steinäxte waren auf mittlere
Distanz wirkungsvoller19. Ferner können Dolche mit
ihren Schneiden auch als Vielzweckgerät und zum Verteilen von Nahrung gedient haben, vor allem wenn sie
innerhalb von Gräbern mit Speisebeigaben verbunden
erscheinen, während eine mögliche Funktion als Wafe
nur von nachgeordneter Bedeutung war (Sicherl 2004,
211; 216 mit Anm. 5). Dass Dolchklingen in frühbronzezeitlichen Männergräbern keineswegs allgemein
als Wafenbeigabe im strengen Sinne aufgefasst werden
sollten, dafür sprechen nicht zuletzt die Vorkommen
von Dolchklingen in frühbronzezeitlichen Frauengräbern20.
Hans-Jürgen Hundt wies darauf hin, dass der zweischneidige Dolch als „Kleinwafe“ der Früh- und
Mittelbronzezeit gleichzeitig auch das „zivile“ Messer
zum Schneiden war und angesichts der häuig einseitig
abgenutzten frühbronzezeitlichen Klingen als solches
auch ausgiebig genutzt wurde (Hundt 1958b, 358). So
werden in Männergräbern der jüngeren Hügelgräberbronzezeit (Bz C2) – wie in Hügel E von Asenkofen
(Abb. 9,10) – Dolchklingen zunehmend durch Messer
ersetzt. Diese Umstellung vom vielseitigen Dolch
zum spezialisierten Messer dürfte wohl weniger mit
Veränderungen in der Kampfesweise als in der „Esskultur“ gesehen werden (Sicherl 2004, 164; 201; 216).
Andererseits konnte mit Messern – insbesondere solchen mit beidseitig geschlifener Spitze – grundsätzlich
auch zugestochen werden.
Keinesfalls sollten die in frühbronzezeitlichen
Männergräbern Bayerns bestatteten Männer explizit
als „Dolchkrieger“ bezeichnet werden (Abb. 2). Zwar
ist die Wafenfunktion bei Dolchen prinzipiell niemals auszuschließen, doch kann heute kaum ermittelt
werden, ob die Nutzung als Wafe oder als Werkzeug
im Vordergrund stand. Vielmehr spricht einiges dafür,
dass in gewisser Weise alles gleichermaßen möglich war
und der Dolch in der Früh- und Mittelbronzezeit ein
multifunktionales Gerät des alltäglichen Gebrauches
und der individuellen Selbstverteidigung sowie
zuweilen ein Rangabzeichen darstellte21. Auf jeden Fall
lassen sich keine für die gesamte Gegenstandsform
allgemein gültigen Schlussfolgerungen ziehen, zumal
Dolch nicht gleich Dolch ist, was Form, Ornament
und funktionale Voraussetzungen angeht. Beim dem
einen Typ könnte eher der praktische Aspekt eine
Rolle gespielt haben, beim anderen eher die Zeichen-
19 Chapmann 1999, 131 Abb. 4; dort weitere anschaulichen
Zeichnungen zur möglichen Einsatzweise von Wafen in der
Kupferzeit unter Einschluss weiblicher Kriegerinnen
20 Z. B. Straubing-Ziegelei Ortler Gr. 14: Ruckdeschel 1978, 394
Anm.1325; Hundt 1958, Taf. 13,34–37. —Mötzing Gr. 6:
Schröter 1998a, 104; Abb. 2,6; Schröter 1998b, 49 Abb. 2,1;
51. — Alteglofsheim Gr. 2/1983: Rieckhof 1990, 186–187
Abb. 77, Farbfoto 33.
21 Nach Sicherl (2004, 211) diente der Dolch primär als Gerät und
erst sekundär auch als Wafe zur individuellen Verteidigung.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
195
Abb. 7: Männergräber der frühen Mittelbronzezeit (Bz B-jünger) aus der eponymen Nekropole von Lochham, Gde. Gräfeling, Lkr. München: 1–2 Hgl. 7, mit Trepanation am linken Schädelbein. — 3–12 Hgl. 10, Gr. 1 (nach Koschik 1981, Taf. 33,8; 34,2–11; 161,7–8).
funktion oder der Symbolcharakter. Notwendig ist
daher eine diferenzierende Betrachtungsweise, so wie
es schon der Befund der Vollgrifdolche nahelegt, für
die ofenbar aufgrund ihrer besonderen Funktion ganz
andere Überlieferungsbedingungen galten als im Falle
der in Gräber beigegebenen Dolche mit Grifen aus
organischem Material.
Eine Hiebwafe erscheint in Gestalt von Beilklingen
oder beilartig geschäfteten Randleistenmeißeln erstmals in Gräbern des Horizontes Bz A2a (Abb. 3,10.16–
18)22. Sowohl in frühbronzezeitlichen Gräbern der
Straubinger Gruppe oder der Gruppe Sengkofen/Jellenkofen als auch in solchen der mittelbronzezeitlichen
Hügelgräberkultur lagen sie meist im Schulterbereich
der Bestatteten (Abb. 3,14.17; 4,3; 4,3; 7,2.12). Sie
kommen einzeln oder in Kombination mit Dolchen
vor, wobei aufällig ist, dass die in früh- und mittelbronzezeitlichen Gräbern mit Dolchklingen kombinierten Beil- und Meißelklingen fast immer länger
als die Dolchklingen sind (z. B. Abb. 3,9–10.15–16;
7,5–7; 9,8–9; 10,4.6),. Aufgrund der geringen Länge
der Dolche und deren oben bereits angesprochenen
wohl nur sekundären Bedeutung als Stichwafe und
wegen der größeren Reichweite des geschäfteten Beiles
dürfte in diesen Fällen dem Beil als Hiebwafe eine
höhere Bedeutung zugekommen sein. Die verhältnismäßig schmalen und leichten Beile sowie die Meißel
zielten auf eine am Auftrefpunkt besonders gebündelte
Kraft ab (Vgl. dazu Sicherl 2004, 138–140; 193).
Ferner läßt sich anhand der unterschiedlichen Längenverhältnisse die Kombination von Beil- und Dolchklinge eindeutig von der Kombination Beil und Kurzschwertklinge, die zu einer spezialisierten Stichwafe
gehört, unterscheiden. Letztere Kombination ist in
bayerischen Depot- und Grabfunden erstmals ab der
Stufe Bz B-jünger belegt (Abb. 8,1–4)23. Und es gibt
eigentlich keine Zweifelsfälle bei der Unterscheidung
zwischen beiden Kombinationen, da die Kurzschwertklingen immer deutlich länger als die mit ihnen vergesellschafteten Beile sind, wohingegen Dolchklingen
regelhaft kürzer als die Beilklingen sind, so auch in
Gräbern mit der Kombination Schwert, Dolch und
Beil (Abb. 8; 9,7–9; 10,4.6.15–16).
Männergräber mit Beilen oder Streitmeißeln der
entwickelten bis späten Frühbronzezeit sind in Bayern
bislang recht selten (Abb. 3,9–18; 4,1–7)24. Dies steht
in einem aufälligen Gegensatz zu den gleichzeitigen
Depotfunden – von Hengersberg-Altenufer (Bz A2a)
über Langquaid (Bz A2b) bis Forchheim-Serlbach, Ittelsburg, Regensburg-Hochweg oder Greding (Bz B-älter) –
in denen Beile dominieren und Dolchklingen noch
seltener als Lanzenspitzen sind. Wohl nicht zufällig enthalten manche dieser Depotfunde (Ittelsburg, Regensburg-Hochweg, Greding) in Gestalt goldener Ringe ein
charakteristisches Accessoire früh- und mittelbronzezeitliche Kriegergräber gehobenen Ranges25.
Erst vor dem Hintergrund überregionaler Vergleiche wird die Bedeutung der nur wenige Kilometer
von einander entfernt entdeckten Männergräber aus
Mintraching, Mötzing und Alteglofsheim deutlich
(Abb. 3,5–16). Diese erscheinen durch Dolchklingen
mit im Heftbereich querverlaufender Tannenzweigzier, Ösenkopfnadeln, schlanken Beilen oder Randleistenmeißeln und massiv gegossene Armringen unter
einander wechselseitig verknüpft. Anhand von Randleistenmeißel, Dolchklinge, Östenkopfnadel, massivem
Armring und goldenem Schleifenring läßt sich Grab
13 (1970) von Alteglofsheim, die derzeit bedeutendste
Kriegerbestattung der entwickelten Frühbronzezeit
Südbayerns, darüber hinaus grundsätzlich mit dem
berühmen „Fürstengrab“ von Leubingen in hüringen vergleichen26. In den „Fürstengräbern“ von Leu-
22 David 1998a, 113–117; 2008, 225 Abb. 19; David-Elbiali/
David 2009, 319–322 mit Abb. 3 H,I,L; 4 H,I,K.
23 David 2008, 215 Abb. 13 A; 227 Abb. 21 D. — Bereits in
Phase Bz B-älter in der Westschweiz David-Elbiali/David
2009, Abb. 6 H–I; vgl. auch Gräber mit Kurzschwert und Beil
vom Typ Sögel, die teilweise ebenfalls in die Phase Bz B-älter
gehören, David 2002a, Taf. 333–334; 336; 338; David 2008,
226 Abb. 20 J.
24 Weitere Beispiele David 2002a, Taf. 291,4–6; 295,7–11.
25 Rieckhof 1990, 188–189 Farbfoto 34; David 1998b, 117;
David 2002a, 236 mit Anm. 316–317; 310 mit Anm. 29;
Taf. 205,1–3; 207,1; 247,2; 257,6; 273,5; 278,3–4; 283,3.7:
284,3; Nadler 2003.
26 Ausführlicher und mit weiteren Analogien aus dem mittleren Donauraum David 1998a, 113–117 Abb. 1–2; 2002a;
Taf. 273–285.
196
Wolfgang David
bingen und Helmsdorf bestehen jedoch nicht nur
die Schläfen- oder Lockenringe, sondern auch die
Armringe und Nadeln aus massivem Gold. Goldene
Schläfen- oder Lockenringe, so wie einer im Schläfenbereich des in einem mehr als zwei Meter tiefen Grabschacht bestatteten Mannes von Alteglofsheim entdeckt wurde, sind – wie gerade erwähnt – besonders
in der entwickelten Frühbronzezeit ein überregionales
Kennzeichen ofenbar gesellschaftlich hochrangiger
Kriegergräber. Zu diesem Personenkreis würde dann
auch der mit einem goldenen Schläfenring und einem
Streitmeißel bewafnete Krieger von Alteglofsheim zu
zählen sein. Aber wie ist dann sein Rang im Vergleich
zu den ganz in seiner Nähe in Mintraching Gr. 50 und
Mötzing Gr. 20 mit gleichartigen Dolchen und Beilen,
aber ohne goldene Schläfenringe bestatteten Männern
einzuschätzen?
War der Tote aus Alteglofsheim Gr. 13 den in den
Hügeln von Leubingen und Helmsdorf Bestatteten
aber tatsächlich weitgehend ebenbürtig? In Aunjetitzer
„Fürstengräbern“ kommen zuweilen zusätzlich auch
noch Vollgrifdolche mit triangulärer Klinge und Stabdolche vor27. Gerade die Stabdolche gelten als ausgesprochene Status-, Macht- und Würdezeichen mit der
Funktion einer nahezu reinen Ritual- oder Zeremonialwafe. In Bayern sind Vollgrif- und Stabdolche bislang
niemals aus Gräbern, sondern ausschließlich als Einzelfunde oder Bestandteil von Depotfunden zutage
gekommen. Herausragende Bedeutung kommen dabei
dem Fund von mindestens sechs Vollgrifdolchen am
Augraben bei Ingolstadt sowie dem Depotfund von
Unterschöllnach zu (s.u.). Es stellt sich die Frage nach
dem Verhältnis zwischen den Trägern der Vollgrifoder Stabdolche und den in mit Dolchen und Beilen
mit Grifen oder Schäften aus vergänglichem Material
in frühbronzezeitlichen Flachgräbern beigesetzten
Personen? Waren die regelhaft außerhalb von Gräbern
deponierten Vollgrif- oder Stabdolche überhaupt im
Besitz einzelner Personen oder erfüllten sie ausschließlich eine oizielle Funktion im Rahmen religiöser oder
gesellschaftlicher Handlungen?
Der geringe Bestand an Stabdolchklingen aus Bayern
wurde 2006 durch den Depotfund von Unterschöllnach, Markt Hofkirchen, Lkr. Passau um drei unverzierte Stabdolchklingen mit Mittelrippe und runder
Heftplatte nicht nur zahlenmäßig vergrößert, sondern
auch das chronologische Spektrum wurde in Richtung
A1b (=A2a-früh) erweitert28. Bei den anderen drei schon
länger bekannten Stabdolchklingen aus Bayern handelt
es sich um verzierte Stücke und Einzelfunde. Zwei
dieser Klingen kamen in Südostbayern bei Brünnthal–
Haidenpoint, Gde. Saaldorf-Surheim und bei AhamRöthenbach, Gde. Eiseling, jeweils in anmoorigem
Gelände zum Vorschein (Abb. 5,1–2)29. Die dritte
Klinge wurde 1984 im oberfränkischen Stücht, Gde.
Heiligenstadt, Lkr. Bamberg, unterhalb eines kleinen
Felsplateaus gefunden und weist außer hohen Kegelnieten auch Blechreste der Schäftung auf (Abb. 5,3;
Abels 1985). Am ähnlichsten sind ihr ein Exemplar
unbekannten Fundortes im Römisch-Germanischen
Museum Köln sowie die Klinge aus dem bekannten
Fund von Ried im Tiroler Oberinntal (Abb. 5,4–5).
Weitere unmittelbare Vergleichstücke mit gleichartigem Dreiecksornament stammen aus einem Moor
in Hinterpommern (Neuendorf, ehem. Kr. Lauenburg/
Nowa Wieś Lęborska) und von unbekanntem Fundort
im ehemaligen Königreich Ungarn30. Trotz Beschädigung misst die Klinge aus Stücht nicht weniger als
40,2 cm, die im Römisch-Germanischen Museum
43,7 cm und diejenige aus Ried 41,5 cm. Damit sind
diese quergeschäfteten Klingen deutlich länger als
ältermittelbronzezeitliche Kurzschwertklingen Typen
Statzendorf und Sandharlanden (Abb. 8,2.7)31. Die
beilähnlich geschäfteten spitzen Stabdolche aus Stücht
oder Ried eigneten sich durchaus zu einem Hieb mit
erheblicher Durchschlagskraft, wobei die Energie des
Hiebes punktuell in der Spitze gebündelt wurde, ähnlich wie bei einer Spitzhacke. Sie könnten zum Töten
von Menschen und Tieren gedient haben, wobei möglicherweise weniger an kriegerische Auseinandersetzungen als an rituelle Tötungen zu denken ist. Denn
Form, Ornament und Fundkontexte sprechen ihnen
einen besonderen Zeichencharakter zu.
Beispielsweise fungierte die Schäftungszone der Stabdolche als Träger von Zeichen. Mitgegossene Scheinniete ohne praktische Funktion und echte Kegelniete, die wie auf dem Stabdolch von Brünnthal von
Radialstrichen strahlenförmig gesäumt sein können
(Abb. 5,1), lassen das gleiche weit verbreitete Motiv
zeichenhaften Charakters erkennen, nämlich das auch
von den kupferzeitliche Goldscheiben vom Typ Stollhof bekannte Motiv dreier Buckel in Dreieckformation. Dieses wird mit der zum gleichen Typ wie Stücht
gehörende 40,5 cm lange Stabdolchklinge aus der Oder
bei Schwedt besonders eindrücklich zur Darstellung
gebracht, indem ein als Zwischenfutter dienendes
27 Z.B. Łęki Małe Hgl. I, Gr. A und D; Leubingen, Kr. Sömmerda;
Österkörner, Kr. Mühlhausen und Feuersbrunn, VB Tulln: mit
weiteren Nachweisen David 2002a, 450 [A 26]; 458 [D 7,
D 13]; 476 [PL 13]; Taf. 277–281.
28 Die Stabdolchklingen sind im Gegensatz zu der von Engelhardt/
Wandling (2008, 102–105) vertretenen Aufassung chronologisch nicht an das Grab von Leubingen oder den Horizont der
Ösenkopfnadeln (Bz A2a-jünger) anzuschließen. Vielmehr hat
der Fund von Unterschöllnach als älter zu gelten, zumal auch
die von Engelhardt/Wandling zitierten Parallelen V. Moucha folgend eher nach Bz A1b (Bz A2a-früh) zu datieren sind. Vgl. zur
Datierung außerdem David 2008, 198–200.
29 Brünnthal (Abtsdorf ), Gde. Saaldorf-Surheim, Lkr. Berchtesgadener Land: Behrens 1916, 63 Nr. 2; Taf. 4,12; Meier-Arendt
1969, 58 Abb. 4 Nr. 22; 60 Nr. 22; Stefan 1976, 363 Taf. 35;
Menke 1982, Abb. 113; 270 Nr. 6; R. Gebhard, Alabarda. In:
Marzatico/Gleirscher 2004, 34 oben (Foto); 570–571 Nr. 3.28
(mit Bibliographie). — Aham, Gde. Eiseling, Lkr. Rosenheim:
Stefan 1976.
30 Kersten 1958, 97 Nr. 943; Taf. 105; Meier-Arendt 1969, 53–55
mit Abb. 1–2; 56 Nr. 1–4; 59 Nr. 1, 4; Taf. 11–12; Schauer
1971, 60–61; Taf. 24,180; 131 B; Sölder 2002, 34–35; 160
Nr. 22, Abb. 30.
31 Schauer 1971, 24–27 Nr. 20–29; 28–29; Nr. 33–37; Taf, 2,20–
21; 3,22–29; 3,33–4,37.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
197
Goldblech den Hintergrund für drei echte Kegelniete
bildet32.
Ferner gilt es sich zu vergegenwärtigen, dass die drei
lang ausgezogenen spitzen Dreiecke auf den Klingen
den triangulären Umriss der Klinge selbst wiedergeben,
und zwar jeweils dreifach. Vom rein Ornamentalen
her lassen sich diese Dreiecke motivisch mit den auf
Stabdolch-, Dolch- und frühen Schwertklingen sowie
Lanzenspitzen und Äxten häuig auftretenden Linienbanddreiecken verknüpfen (z. B. Abb. 2,2.13.17.20;
3,1.5.9.15; 4,8; 5,1–2; 6; David 2006d, 223 Taf. 5,1–3;
228). Die zur Schau gestellte trianguläre Klinge und das
diese zierende, den Klingenumriss wieder aufnehmende
Linienbanddreieck stehen ofenbar in einem tieferen
Zusammenhang, der dann auf den ab der älteren Mittelbronzezeit (Bz B-jünger) regelhaft unverziert bleibenden Klingen nicht mehr zur Darstellung gelangte.
In Bayern sind Vollgrifdolche, die sich meist
durch eine aufällig trianguläre Klinge auszeichnen,
mit bislang nur elf Exemplaren von sechs ausschließlich südbayerischen Fundorten vergleichsweise selten
(Abb. 6,1–5). Im Gegensatz zu den in Gräbern vorkommenden Dolche mit Grifen aus vergänglichem
Material, von denen in der Regel nur die beinernen
oder metallenen Knäufe erhalten geblieben sind, kamen
die bayerischen Vollgrifdolche mehrheitlich in Gewässern oder in deren Nähe zutage. So lassen die sechs
Vollgrifdolche, die 1984 in umgelagertem Erdreich,
das von der südwestlichen Terasse des „Augrabens“ am
Nordrand von Ingolstadt stammte, entdeckt wurden
und die Zahl der bis dahin aus Bayern bekannten
Exemplare mehr als verdoppelten, an eine Weihung in
gewässernaher Lage denken. Als Vertreter des sogenannten Oder-Elbe-Typus, dessen Hauptverbreitungsgebiet
sich zwischen Harz und Oder in Nordostdeutschland
und Polen erstreckt, sind die Ingolstädter Dolche in
überregionalen Zusammenhängen zu sehen33.
Dies gilt, ob importiert oder von Wanderhandwerkern gegossen, auch für alle übrigen in Bayern
gefundenen Vollgrifdolche. So sind dem von Stefan
Schwenzer neudeinierten Baltisch-Padanischen Typ,
dessen Verbreitung von der Poebene in Norditalien
bis an die Ostseeküste reicht, die Vollgrifdolche aus
der Donau zwischen Wiesent und Wörth, vom linken
Inn-Ufer bei Fraham, Gde. Aschau am Inn, sowie von
einem Acker bei Zell, Stadt Neuburg an der Donau,
zuzuweisen (Abb. 6,3–5; Schwenzer 2004,,60–64).
Lediglich bezüglich des Grifes eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem Baltisch-Padanischen Typ weist hingegen der
Dolch auf, der 1997 bei Straßenbauarbeiten in Ergolding am Rande der Isarniederung in etwa 60 cm Tiefe
in anmoorigem Boden gefunden wurde (Abb. 6,2).
Aufgrund von Resten einer Bastumwicklung an der
Grifsäule und Lederrresten an Klinge, Grif und Knauf
wird vermutet, dass er in einem Lederbeutel an einer
sumpigen Stelle des Isartales bewusst niedergelegt oder
versenkt worden war34. Einer hauptsächlich in Italien
verbreiteten Ausprägung der Vollgrifdolche ähnelt
schließlich ein Dolch aus Hammel an der Schmutter,
Lkr. Augsburg (Abb. 6,1).
Der Aufwand an Arbeitszeit und Material zur Herstellung eines Vollgrifdolches war deutlich höher als
bei organisch geschäfteten Klingen, verbesserte aber
keineswegs die praktische Funktionstüchtigkeit des
Dolches. Vielmehr dürfte bei ihnen, genauso wie bei
den späteren Vollgrifschwertern der Mittel-, Spätbronze-und Urnenfelderzeit eine über die reine Gerätefunktion hinausgehende ästhetische und symbolische
Bedeutung hinzukommen. Denkbar erscheint eine
Verwendung als repräsentatives Instrument im Rahmen
von Kulthandlungen (Opfer, ritualisierte oder symbolische Kämpfe) oder gemeinschaftlichen Zeremonien
oder auch als personengebundenes Statussymbol einer
Elite (Schwenzer 2004, 19–22).
Das bereits erwähnte Ausscheiden von Stabdolchen
und Vollgrifdolchen aus der Überlieferung dürfte im
Zusammenhang mit dem Aufkommen der Schwerter,
speziell der Vollgrifschwerter stehen, die ihren Platz als
nicht allein auf den praktischen Gebrauch beschränkte
Wafe von hohem Symbolwert einnahmen. Denn
das Fundmilieu der ältesten Vollgrifschwerter und
die sich auch in ihrem Ornament – zuweilen auch
der Klinge – zeigende Funktion als reichgeschmückte
Träger von Symbolgut gleichen denen von Stabdolch-
32 Kersten 1958, 54–55 Nr. 525; Taf, 51,525; David 2010, 473
Abb. 36,3; 453–478 ausführlich zu Dreipunkt- oder Dreibuckelmotiven auf Gold, Bronze und Keramik.
33 Rieder 1985; Riedel 1998, 55 Abb. 3; Uenze 1938, 41–53;
Schwenzer 2004, 42–48; 271 Nr. 46–51; Taf. 16,46–18,51.
34 Engelhardt 1998a; Engelhardt 1998b; Schwenzer 2004, 267 Nr.
27; Taf. 10,27.
Abb. 8: Kurzschwerter und Beile der frühen Mittelbronzezeit
(Bz B-jünger) aus ostbayerischen Grabhügeln: 1–4 Kallmünz,
Lkr. Regensburg, Oberpfalz, Ankauf (1834 und 1835); Kurzschwertklinge rezent nachgeschlifen. — 5–7 SandharlandenEigenthal, Gde. Abensberg, Lkr. Kelheim, Grabhügel (1929). (nach
Torbrügge 1959, 123 Nr. 58; Taf.14,1–4; Hochstetter 1980, 134–
135 Nr. 128; Taf. 47,1–3).
198
Wolfgang David
Abb. 9: Gräber der entwickelten Mittelbronzezeit (Bz C1): 1–6 Hagenau-Hochholz Hgl. 1, Gde. Regenstauf, Lkr. Regensburg, Oberpalz. —
7–13 Singenbach-Weilerau, Gde. Geroldsbach, Lkr. Pfafenhofen an der Ilm, Oberbayern. — 14–18 Brunn Hgl. 11, Gr. 1, Lkr. Regensburg, Oberpfalz (nach Torbrügge 1959, Taf. 32,17–21; 57,14.16.19–22; Behrens 1916, Taf. 7,17–23).
klingen und Vollgrifdolchen. Zudem stehen die frühesten Vollgrifschwerter Mitteleuropas mit breiter
gerundeter Heftplatte und geschweiften Klingenränder
technologisch, typologisch und ornamental ohnehin in
unmittelbarer Tradition der jüngsten Vollgrifdolche
der späten Frühbronzezeit, wobei von einem teilweise
gleichzeitigen Auftreten während der Phase Bz B-älter
ausgegangen werden darf. Unter den jüngsten „Vollgrifdolchen“ inden sich in Gestalt der reichverzierten
Stücke aus Perjen (37 cm), Maiersdorf (37,2 cm) und
Jablje (56,5 cm) auch ausgesprochene „Langdolche“
oder Kurzschwerter mit triangulärer Klinge (Abb. 6,8–
10). Auch das oberhalb des Heftbogens am Ansatz der
Grifsäule abgebrochene Exemplar (37,5 cm) aus dem
spektakulären Kurzschwertdepotfund von La Rouvière
bei Chusclan im Tal der Rhône ist hier zu nennen
(Abb. 6,6; Vital et al. 2014).
Als typisch zu gelten für die Entwicklung der Vollgrifdolche und Vollgrifschwerter am Ende der späten
Frühbronezeit (Bz B-älter) haben Funde wie FullyBranson, Bez. Martigny, und Bex, Bez. Aigle, in der
Westschweiz35, Nebra im mitteldeutschen Burgenland-
35 David-Elbiali 2000, 67, Abb. 7; 399 Nr. 17; 429 Nr. 82;
Schwenzer 2004 Taf. 84,276; 86,283.
kreis, Eschwege im nordhessischen Werra-MeißnerKreis, Rastorf, Kr. Plön, in Ostholstein und Rosenfelde/
Rożnowo, Woj. Stettin, in Pommern (Abb. 6,11)36.
Ebenfalls aus der Tradition der mitteleuropäischen
Vollgrifdolche erklärbar sind beispielsweise die vielgenannten Schwerter von Stensgård und Tårupgårde
in Dänemark und Bragby37. Und die ebenfalls reich
verzierten Vollgrifschwerter der Typen Hajdúsamson,
Oradea und Vajska sind die typischen Vertreter des
Bz B-älter im Karpatenbecken (David 2002a, 369–
376; 394 Abb. 6,1; Taf. 89–91), ohne dass ihnen ein
zeitliches Primat zukommt oder die Schwertentwicklung Mitteleuropas in technologischer Abhängigkeit
zum ostkarpatenländischen Hajdúsamson-Apa-Kreis
steht. Vielmehr sind Schwerter wie Nebra, Eschwege
oder Rastorf aus der mitteleuropäischen Tradition der
Vollgrifdolche zu verstehen, was nicht ausschließt, dass
die Schwertentwicklung letztlich dennoch durch südöstliche oder südliche Impulse aus dem mediterranen
36 Holste 1939, 147; Taf. 12,6; Hachmann 1957, Taf. 24,3–4;
Quillfeldt 1995, 26 Nr. 1; Taf. 1,1; Hänsel 2000, 31–34 mit
Abb. 1,1,; David 2002a, Taf. 335; Meller 2010, 49 Abb. 17;
52–53 Abb. 21–22.
37 Hachmann 1957, Taf. 24,1; 25,1.3; David 2002a, 370 Anm. 4;
392 Anm. 29.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
Raum ausgelöst wurde. Diesbezüglich sollte zukünftig
größere Aufmerksamkeit dem Raum der Oberen Adria,
Norditalien und dem Rhônetal von Südfrankreich bis
ins Wallis geschenkt werden38.
Aus Bayern sind bislang keine Vollgrifschwerter
der Phase Bz B-älter bekannt. Denn der Grif des aufgrund seiner Klingenform durchaus in den Kontext der
ältesten Vollgrifschwerter gehörenden Kurzschwertes
aus der Sammlung Naue, das angeblich vom Schlossberg von Parsberg stammt, ist eine freie Ergänzung
des späten 19. Jahrhunderts39. Sichere Grabkontexte
fehlen zwar, doch sind der späten Frühbronezeit im
Sinne von Bz A2c bzw. Bz B-älter zumindest die linienbündelverzierten Klingen mit abgesetzten Schneiden
aus Kochheim und aus einem Grabhügel von Darshofen zuzuordnen, die 24,4 und 25,5 cm lang sind
(Abb. 4,8; Schauer 1971, 19, Nr. 7–8; Taf. 1,7–8),.
Anzuführen sind hier ferner die Klinge aus einem
Moor aus der Nähe von Fürstenfeldbruck sowie diejenigen in den Depotfunden von Ittelsburg und Bühl40.
Bereits in die Phase Bz B-jünger gehören die Kurzschwertklinge im Depotfund von Neu-Ulm-Kieswerk
Käsbohrer sowie diejenigen aus Hügelgräbern bei Sandharlanden und Kallmünz (Abb. 8)41. Typisch ist dabei
die Kombination mit Beilen, wobei im Unterschied zu
den Dolchklingen der Früh- und Mittelbronzezeit nun
die Kurzschwertklingen die Beilklingen deutlich in der
Länge übertrefen.
Schwerter mit deutlich längeren Klingen sind in
Bayern erst in Grabfunden der entwickelten Hügelgräberkultur (Bz C1) nachgewiesen (Abb. 9). Jedoch
ist mit Blick auf mitteldonauländische Funde wie
Zurndorf, Waldletzberg, Letkés oder Budapest-Zugló
durchaus auch bereits in der Phase Bz-B-jünger mit
dem Aufkommen derartiger Formen zu rechnen42. Es
handelt sich um lange Grifplattenschwerter wie in
dem jüngst publizierten Grabfund von Unterach, die
in Bz C1 als lange Stichschwerter die Kurzschwerter
komplett ablösen (Uenze 2012). Ab der entwickelten
Hügelgräberbronzezeit (Bz C1) treten auch erste Grif-
38 David 2002a, 370; 392–393, 408–410 noch ohne Kenntnis der
Schwerter von Nebra, die ein weiterer Beleg für eine nicht auf
den Hajdúsamson-Apa-Kreis zurückzuführende Traditionen der
älteres Vollgrifschwerter Zentralmitteleuropas sind. Ganz ähnlich Sicherl 2004, 47–52. – Nicht in allen Schlussfolgerungen
überzeugend Schulz 2006.
39 Torbrügge 1959, 227 Abb. 17,3; 228 Nr. 426 B; Hänsel 1997,
30 Abb. 9; 103 Nr. 50; Taf. 29,18; Schwenzer 2004, 275 Nr. 70;
Taf. 22,70; – Bei Hänsel und Schwenzer fehlt jeder Hinweis auf
Abbildung und Katalogeintrag bei Torbrügge 1959, der zur
Geschichte der Wafe Informationen überliefert, die sich fast 40
Jahre später weder in der ausführlichen Behandlung des Schwertes durch Hänsel noch bei Schwenzer inden.
40 Koschik 1981, 152 Nr. 21; Taf. 8,10; Rittershofer 1984,
210 Abb. 9,6.8; 214–217; 408 Abb. 36,7–9; David 2002a,
Taf. 207,2; 221,7–8.24.
41 Typisch für diese Zeit sind beispielsweise Grifplattenkurzschwerter der Typen Sandharlanden und Statzendorf nach
Schauer 1971, 24–29 Nr. 20–29; 33–37; Taf, 2,20–21; Taf.
3,22–29; Taf. 3,33—4,37. Siehe ferner David 2002a, Taf. 327–
332.
42 David 2002a, 224–226; 380–382; 390; Taf. 319–324.
199
zungenschwerter auf, die mit ihrem robusteren Grifschema in Gräbern der nächstjüngeren Phase Bz C2
zunehmend häuiger werden (Abb. 10,1.7.9).
Neben Schwertern mit nicht mehr erhaltenen
Grifen aus organischem Material sind ab der entwickelten Hügelgräberbronzezeit in Bayern schließlich
auch Vollgrifschwerter nachgewiesen. Diese dürften
kaum allein für den Kampf bestimmt gewesen sein,
sondern wie ihre Vorgänger, die Vollgrifdolche, auch
für Repräsentationszwecke, die Darstellung von Autorität und Status oder als Insignie, Rangabzeichen oder
Statussymbole einer Oberschicht, durchaus auch als
„beseeltes Prestigegut mit magischen Attributen“
gedient haben43.
Eines der ältesten Vollgrifschwerter Bayerns wurde
vor dem Ersten Weltkrieg südöstlich von München
in einem Grabhügel in Göggenhofen, Gde. Aying,
gefunden. Das Grab besitzt seit langem hohen
Bekanntheitsgrad, da es Paul Reinecke 1924 zur
Deinition der Stufe Bz C1 seines Chronologiesystems
diente. Das 51,6 cm lange Schwert mit spiralreihenverziertem Grif bildete zusammen mit Grifplattendolch,
Gewandnadel, Arm- oder Beinring mit Spiralenden,
ofenem Ring sowie zur Körperplege bestimmter Pinzette und „Tätowiernadel“ das Inventar einer NordSüd-orientierten Körperbestattung44.
Zum Wafeninventar der Bestattung, die Ferdinand
Birkner 1899 in Hügel 1 des großen Grabhügelfeldes
von Hagenau bei Regenstauf freilegte, gehört auch eine
einzelne Blattpfeilspitze, die allerdings unter einem
Rückenwirbel aufgefunden wurde und deshalb – wie
oben bereits erwähnt – einst möglicherweise nicht zur
persönlichen Ausrüstung des Toten gehörte (Abb. 9,4;
Torbrügge 1959, 196 Nr. 280). Besonders beachtenswert ist an diesem Inventar neben den fünf fünfeckigen buckelverzierten Blechen ungeklärter Funktion
das buckelverzierte nachenförmige Bronzeortband der
Schwert- oder Dolchscheide (Abb. 9,3)45.
Ein gleichartiges Ortband wurde etwa 100 Jahre
später im Jahre 2000 bei Haidling, Gde. Wallersdorf,
in einem zunächst von Amateurarchäologen ausgegrabenen, anschließend von der Kreisarchäologie Dingoling-Landau nachuntersuchten Männergrab entdeckt
(Abb. 10,5; Gebhard/Kreiner 2001). Zur Ausstattung
des Toten gehörte hier außer einem 59 cm langen Grifzungenschwert auch ein Lappenbeil, dessen Länge wie
üblich diejenige des Dolches übertrift. Diesem Befund
ist Grab 3 aus Hügel 3 von Deggendorf-Fischerdorf
unmittelbar an die Seite zu stellen, insbesondere da
zum Beigabenensemble dieses Körpergrabes nach Einschätzung des Ausgräbers Karl Schmotz eventuell auch
43 Zur Funktion z. B. Quillfeldt 1995, 19–20; 24; Jockenhövel
2006, 111; 122; .
44 Holste 1953, Taf. 2,6; 6,6–11; Quillfeldt 1995, 34–35 Nr. 5;
Taf. 2,5; David 2002a, 459 [D 41]; Taf. 347; David 2006c, 109
Abb. 13–14.
45 Zu Ortbändern vgl. Sicherl 2004, 152–153; Taf. 11,2–9.
200
Wolfgang David
eine Dolchklinge gehörte, die sich im Humus fand
(Abb. 10,1–3)46.
Während die Kombination von spezialisierter Stichwafe (Schwert) und Hiebwafe (Beil) noch relativ
häuig vorkommt, ist eine Ausstattung mit Schwert,
Beil und Dolch – abgesehen vom unsicheren Befund
des „Häuptlingsgrabes von Hagenau“47 – außer in
Haidling und möglicherweise Deggendorf-Fischerdorf
Hgl. 3/Obj. 3 in Bayern bislang nur noch ein einziges
Mal sicher belegt, und zwar in einem bereits 1903
von Mitgliedern des Historischen Vereins Schrobenhausen bei Singenbach-Weilerau geöfneten Grabhügel
(Abb. 9,7–13) 48. Auf den besonderen Rang des dort
Bestatteten weisen zwei sogenannte Schläfen- oder
Lockenringe aus doppeltem, spiralig gewundenen
Golddraht hin (Abb. 9,10).
Das erstmalige Auftreten von Bronzelanzenspitzen in
der späten Frühbronzezeit bedeutete nicht das Auftreten
einer neuen Wafe, denn seit der Altsteinzeit sind Lanzen
mit Holz- Bein oder Steinspitze bekannt. Im Nahkampf
sind Lanzen nicht nur als lange Stichwafe zum Stoßen,
sondern bei fechtender Kampfweise durchaus auch
als lange Hiebwafe einsetzbar (Sicherl 2004, 216). In
Bayern kommen Bronzelanzenspitzen in Depotfunden
der späten Frühbronzezeit und frühen Mittelbronzezeit
(Bz A2b–Bz B-jünger) wiederholt in Kombination mit
Beilen sowie den selteneren Dolch- und Schwertklingen vor49. Aus mittelbronzezeitlichen Grabhügelnekropolen Bayerns sind Lanzenspitzen dagegen nur relativ
selten bekannt geworden, und zwar fast niemals in gesichertem Grabzusammenhang kombiniert mit anderen
Wafentypen. Lediglich ein bereits 1902/03 in Hügel
11 der Nekropole von Brunn, Lkr. Regensburg, unter-
46 Schmotz 1984c, 37–38; 48 Abb. 7,12. — Außer der Dolchklinge, Keramik und einer Eisenschlacke fand der Ausgräber im
Humus des SW-Quadranten von Hügel 3 auch eine Münze des
bayerischen Königs Max Joseph (1808–1888).
47 Stary 1980; Rieckhof 1990, 194–195 Abb. 80, Farbfoto 30;
Boos 1999; 2004. —Bei dem in internationalen Fachkreisen
als Grab eines „Häuptlings“, „Oberhäuptlings“ oder gar „Fürsten von Hagenau“ weithin bekannten Fundkomplex ist zu
beachten, dass er aus einem unsachgemäß und undokumentiert
ausgegrabenen Hügel stammt und durchaus die Ausstattung
mehrerer Toter enthalten kann, zumal es sich bei der wiederholt
publizierten Befundskizze lediglich um einen im Nachhinein
angefertigten Rekonstruktionsversuch handelt, der sich an anderen Befunden orientiert.
48 Schauer 1971, 51—52 Nr. 143: Singenbach-Weilerau; Taf.
18,143; 130 A; Behrens 1916, Taf. 7,19
49 David 2008, 217–220; 235 Anm. 85. – Außer Depotfunden
wie Langquaid, Neuhof an der Zenn, Forchheim-Serlbach,
Stephansposching-Uttenhofen, Bühl im Ries, Neu-Ulm-Kieswerk Käsebohrer (Hochstetter 1980, 118 Nr. 46; Taf. 15,1–3; Rittershofer 1984, 210 Abb. 9,1–4; 218–228; 357–358 Nr. 27–30;
408 Abb. 36,1.3–6; David 2002a, 462 [D 86]; Taf. 201,25;
202,12; 206,23–25; 221,18–21.23; 226,6; David 2006b, 110
Abb. 16; 111) sind natürlich auch Einzelfunde, wohl Einstückdepots, wie die mit strichgefüllten Dreiecken verzierte Lanzenspitze von Auerbach-Prechhausen, Lkr. Deggendorf anzuführen;
K. Schmotz in: Fundchronik für das Jahr 1989. Bayerische
Vorgeschichtsbl. Beih. 5 (München 1992) 51; 56 Abb. 35,1;
David 2002 a, p. 459 [D 29]; p. 441(LS 4); David 2006d, 227
Anm. 75.
suchtes Grab ist hier zu nennen (Abb. 9,14–18; Torbrügge 1959, 146 Nr. 119). Am rechten Oberarm des
Ost-West ausgerichteten Skelettes lag ein Beil, neben
dem rechten Unterschenkel – mit der Spitze zu den
Füssen hin – eine Lanzenspitze. Sie könnte in Kombination mit dem Beil als einhändig geführte Stichwafe
zur Ergänzung der Hiebwafe geführt worden sein. In
dieser Funktion ersetzte die Lanze möglicherweise das
Schwert, welches sie an Reichweite übertraf.
In dem für die Stufe Bz C2 namengebenden
Männergrab aus Hügel E bei Asenkofen ist ein
Grifzungenschwert mit einem Messer kombiniert,
welches – wie oben bereits erörtert –gewissermaßen an
die Stelle des als Vielzweckgerät auch zum Schneiden
geeigneten Dolches getreten ist und eher mit der Zerteilung und Verteilung von Nahrung oder Opfern als
mit einem möglichen Einsatz im Kampf in Verbindung
zu bringen ist (Taf. 10,9–14).
Wie eingangs erwähnt, lassen sich nur unter erheblichen Vorbehalten Überlegungen zu speziischen
Bewafnungstypen und Kampfesweisen anstellen, da
die Wafenausstattungen im Grab nur bis zu einem
gewissen Grad die Bewafnungen in der „lebenden“
Kultur widerspiegeln und im Rahmen des Totenrituals
eine Auswahl aus uns weitestgehend unbekannten
Gründen erfolgte50. Auch ohne direkte dingliche Überlieferung ist grundsätzlich die Verwendung von Pfeil
und Bogen als Fernwafe sowie eventuell von Lanzen
oder Speeren, die mit Silex- oder Knochenspitzen
versehen waren oder aber ganz aus Holz bestanden,
vorauszusetzen. Ferner stand der Dolch als Stichwafe
auf kurze Distanz zur Verfügung (Abb. 2). Von der
entwickelten Frühbronzezeit (Bz A2a) ist bis in die
ausgehende Mittelbronzezeit (Bz C2) in Gestalt der
Bronzebeile die Bedeutung einer wirkungsvollen Hiebwafe erkennbar, die oft von einem kürzeren Dolch
begleitet wird, der als Multifunktionsgerät auch als
Stichwafe im Nahkampf einzusetzen war (Abb. 3,9–
18; 4;1–7; 7–8; 10,5–6.15–16). Dabei war ein gleichzeitiges Führen beider Wafen wie später auch im
Falle der Kombinationen von Schwert und Beil oder
von Schwert und Stoßlanze generell möglich. Außer
Randleisten-, Absatz- und Lappenbeilen fanden in
Bayern zuweilen auch Streitäxte mitteldonauländischkarpatenländischen Ursprungs wie Schaftröhren- und
Nackenscheibenäxte Verwendung (David 2003; 2004).
Ab der späten Frühbronzezeit (Bz B-älter) – in Grabfunden Bayerns gesichert erst ab Bz B-jünger – wird das
Beil in direkter Kombination von im Vergleich zu den
frühbronzezeitlichen Dolchen nun deutlich längeren
Kurzschwertern als wirkungsvoller Stichwafe begleitet
(Abb. 4,8; 8,2–4). Dies ermöglichte einen gleichzeitigen eizienten Einsatz von Hieb- und Stichwafe. Im
Laufe der weiteren Entwicklung wurde das Schwert als
Stichwafe optimiert, indem durch Verlängerung der
Klinge eine Erhöhung der Reichweite erreicht wurde.
50 Vgl. hierzu und zu den nachfolgenden zusammenfassenden Ausführungen Sicherl 2004, 210–219.
Von Raisting bis Deggendorf-Fischerdorf – Zur Bewaffnung der Früh- und Mittelbronzezeit in Bayern.
201
Abb. 10: Gräber der entwickelten (Bz C1/C2) bis späten Mittelbronzezeit (Bz C2): 1–3 Fischerdorf Hgl. 3, Obj. 3, Stadt Deggendorf,
Niederbayern. — 4–8 Haidling, Gde. Wallersdorf, Lkr. Dingoling-Landau, Niederbayern. — 9–14 Asenkofen Hgl. E, Westhälfte. —
15–17 Kösching, Köschinger Forst-Rehlucke, Lkr. Eichstätt, Oberbayern (nach Schmotz 1984c, 49 Abb. 8,1–3; Gebhard/Kreiner 2001, 43
Abb. 34; Wenzl 1907, Taf. 21; 26; Müller-Karpe 1954, D 17).
Auf die Verwendung reiner Stichschwerter in
Tradition der frühmittelbronzezeitlichen Kurzschwerter bzw. „überlangen Dolche“ während der entwickelten Mittelbronzezeit folgend, setzt dann in der
späten Mittelbronzezeit die Entwicklung zum Hiebschwert ein, welches in Kombination mit der Lanze als
Stoßwafe, die an Reichweite jedes Schwert übertraf,
wirkungsvoll einzusetzen war (Abels 2003, 42). So
könnte die Kombination von Lanzenspitze und Beil in
Hügel 11/Gr. 1 von Brunn darauf hindeuten, dass hier
die Lanze mit ihrer größeren Reichweite das Schwert als
„verlängerte Stichwafe“ ersetzt hatte (Abb. 9,14–15).
Es würde sich dabei um eine Etappe der Entwicklung
hin zur erwähnten spätbronzezeitlichen Wafenkombination handeln, in der das Beil als lange Hiebwafe
durch Schwerter mit sowohl zum Hieb- als auch zum
Stich tauglichen Klingen ersetzt wurde, während an die
Stelle des reinen Stoßschwertes als langer Stichwafe die
Lanze mit ihrer größeren Reichweite trat. Die Lanze
konnte dabei durchaus zusätzlich die Funktion einer
im Vergleich zu Pfeil und Bogen „schweren Fernwafe“
auf kurze Distanz erfüllen, während das sowohl zum
Hieb wie auch zum Stoß geeignete Schwert vielseitiger
einsetzbar war als das reine Stichschwert und zudem
als Hiebwafe eine größere Reichweite als Beil oder Axt
besaß (Abels 1972, 93, Sicherl 2004, 216; 218.).
202
Wolfgang David
Ansonsten ist bezüglich der Kampfesweise auf das
von Bernhard Sicherl anhand einer detaillierten Analyse der Verhältnisse im benachbarten Westböhmen
entwickelte Grundmodell zu verweisen, welches sich
wegen der grundsätzlich gleichartigen Kulturverhältnisse und des gerade in Ostbayern und West- und
Südböhmen weitgehend übereinstimmenden Formenschatzes auch für das mittelbronzezeitliche Bayern
als umsichtig begründete Hypothese und Ausgangsbasis für weitere Studien anbietet. Für die Region um
Pilsen kam Sicherl infolge seiner Analysen auf relativ
kleine Einheiten von 15–30 Kämpfern. Selbst größere
Verbände hätten kaum mehr als 150 Krieger gezählt.
Mehrheitlich seien diese lockeren Verbände, die sich
beim feindlichen Aufeinandertrefen in Einzelgefechte
aufgelöst hätten, mit Pfeil und Bogen sowie eventuell –
weil nicht mehr nachweisbar – auch mit hölzernen
Nahkampfwafen ausgerüstet gewesen; ein geringerer
Teil hätte zusätzlich zu Pfeil und Bogen über bronzene
Nahkampfwafen wie Beil und Schwert verfügt (Sicherl
2004, 213; 223).
Sicherl glaubte, keinerlei Hinweis für einen Kampf
in geordneter Formation zu erkennen, für die sich
insbesondere Lanzen eignen würden. Alle Wafen
der Mittelbronzezeit wären auf eine individualisierte Kampfesweise ausgerichtet. Stichschwerter
und schmale Beilklingen sprächen für eine fechtende
Kampfweise „Mann gegen Mann“. Da die wenigen
und leichten Pfeilspitzen sich nur zum gezielten Schuss
auf einen einzelnen Gegner, nicht aber für Salven bzw.
den „Pfeilregen“ eines größeren Truppenkörpers eignen
würden, hatte die Kriegsführung eher das Aussehen
einer „Menschenjagd“, als dass die denkbaren taktischen Möglichkeiten der Wafengattungen voll ausgereizt worden wären (Sicherl 2004, 213–214).
Angesichts eines außerordentlich geringen Diferenzierungsgrad des Kriegswesens und der politischen
Zentralisierung nahm Sicherl für sein von einer nicht
zentralisierten, segementären Gesellschaft geprägtes
Arbeitsgebiet an, dass Krieg zur politischen Kontrolle
unbekannt gewesen und Krieg allein zur Verteidigung,
zum Beutemachen und aus Gründen des Prestiges
geführt worden wäre. Insgesamt schloss er – vielleicht
etwas allzu verklärend – auf ritualisierte Kämpfe und
eine „agonale Kampfaufassung, die im Gegner ,ein
Gegenüber’ sieht, mit dem auch in der bewafneten
Auseinandersetzung eine Gemeinschaft besteht“
(Sicherl 2004, 218–219).
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Autorenverzeichnis:
Dr. Eva Bayer-Niemeier
Museum Quintana - Archäologie in Künzing
Osterhofener Str. 2
D-94550 Künzing
museum@kuenzing.de
PD Dr. Jörg W. E. Faßbinder
Bayerisches Landesamt für Denkmalplege
Hofgraben 4
D-80539 München
joerg.fassbinder@blfd.bayern.de
Dipl.-Ing. (FH) Christian Bernreiter
Landrat Landkreis Deggendorf
Herrenstr. 18
D-94469 Deggendorf
Landrat@lra-deg.bayern.de
Prof. Dr. homas Fischer
Archäologie der römischen Provinzen
Archäologisches Institut
Albertus-Magnus-Platz
D-50923 Köln
th.ischer@uni-koeln.de
Dr. Andreas Boos
Museen der Stadt Regensburg
Dachauplatz 2–4
D-93047 Regensburg
Boos.Andreas@Regensburg.de
doc. Mgr. Ondřej Chvojka, Ph.D.
Jihočeské muszeum, archeologické oddělení
Dukelská 1
CZ-37051 České Budějovice
chvojka@muzeumcb.cz.
PhDr. Miloslav Chytráček, Ph.D.
Archeologický ústav AV ČR, Praha, v.v.i.
Letenská 4
CZ-11801 Praha 1
chytracek@arup.cas.cz
Dr. Silvia Codreanu-Windauer
Bayerisches Landesamt für Denkmalplege
Adolf-Schmetzer-Str. 1
D-93055 Regensburg;
Silvia.Codreanu@blfd.bayern.de
Dr. Wolfgang David M. A.
kelten römer museum manching
Im Erlet 2
D-85077 Manching
Wolfgang.David@museum-manching.de
Florian Eibl
Hemauerstr. 21
D-93047 Regensburg
lorianeibl788@hotmail.com
Dipl. FinW (FH) Klaus Gast
Kreisheimatpleger des Landkreises Weilheim-Schongau
Am Angerfeld 36
D-82362 Weilheim-Deutenhausen
gastklauswm@gmail.com
Dipl. Biol. Sebastian Gruber
Ludwig-Maximilians-Universität
Biozentrum Martinsried
Grosshaderner Str. 2
D-82152 Martinsried
anthropologie@sebastian-gruber.de
Dr. Mathias Hensch
Archäologie-Schauhütte
Gerhardingerstraße 11
D-93059 Regensburg
schauhuette@web.de
Dr. Peter Höglinger
Bundesdenkmalamt, Abt. f. Archäologie
Landeskonservatorat für Salzburg
Sigmund-Hafner-Gasse 8
A-5020 Salzburg
peter.hoeglinger@bda.at
Dr. Ludwig Husty
Kulturforum Oberalteich
Kreisarchäologie Straubing-Bogen
Klosterhof 1
D-94327 Bogen
archaeologie@landkreis-straubing-bogen.de
498
Autorenverzeichnis
Dr. Walter Irlinger
Bayerisches Landesamt für Denkmalplege
Hofgraben 4
D-80539 München
Walter.Irlinger@blfd.bayern.de
Doc. PhDr. Luboš Jiráň, CSc.
Archeologický ústav AV ČR, Praha, v.v.i.
Letenská 4
CZ-11801 Praha 1
jiran@arup.cas.cz
Dr. Ludwig Kreiner
Kreisarchäologie Dingoling-Landau
Obere Stadt 13
D-84130 Dingoling
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PhDr. František Kubů
Prachatické muzeum
Velké náměstí 13
CZ-38301 Prachatice
kubu@prachatickemuzeum.cz
Dr. Hermann Lickleder
Kreisheimtaplege Landkreis Kelheim
Ludwigsplatz 1a
D-93309 Kelheim
lickleder.h@t-online.de
homas Link M. A.
Julius-Maximilians-Universität
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Institut für Altertumswissenschaften
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D-97070 Würzburg
thomas.link@uni-wuerzburg.de
PhDr. Jan Michálek
Nádražní 120
CZ- 39701 Písek
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Dr. Stephan Möslein
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stephan.moeslein@t-online.de
Dr. Jan Nováček
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AG Paläopathologie
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jan.novacek@med.uni-goettingen.de
Dipl.Biol Edith Oplesch
Zentrum Anatomie
AG Paläopathologie
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Prof. Dr. Bernd Päfgen
Ludwig-Maximilians-Universität
Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
und Provinzialrömische Archäologie
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Bernd.Paefgen@vfpa.fak12.uni-muenchen.de
PD Dr. Kerstin Pasda
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Joachim Pechtl M. A.
kelten römer museum manching
Im Erlet 2
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PD Dr. Michael Peters
Ludwigs-Maximilians-Universität
Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
und Provinzialrömische Archäologie
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Miachael.Peters@vfpa.fak12.uni-muenchen.de
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StD Johannes Molitor
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An den Speichern 7
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michael.rind@lwl.org
Martin Nadler M. A.
Bayerisches Landesamt für Denkmalplege
Burg 4
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Archäologisches Landesmuseum
Wünsdorfer Platz 4–5
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Archeologický ústav AV ČR, Praha, v.v.i
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PhDr. Milan Zápotocký
Archeologický ústav AV ČR, Praha, v.v.i
Letenská 4
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PhDr. Pavel Šebesta
Májová 55
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Peter.Trebsche@noel.gv.at
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Kaulbachstr. 37
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